So entsteht mein Buch!

Bereits als kleines Mädchen habe ich davon geträumt, einmal Bücher zu schreiben. Ich sehe noch, wie ich tagelang auf dem hellblauen Teppich in meinem Zimmer unter dem Dach sitze, auf die verschneiten Tannen vor meinem Fenster blicke und dabei meinen Stift über das gewellte Papier kritzeln lasse.

Geschichten über fliegende Teppiche und Kobolde, die im tiefsten Schwarzwald hausen, haben mich damals besonders begeistert. In meinen Gedanken konnte ich sie durchs Unterholz trampeln sehen. Ich denke, ich war in etwa sieben oder acht Jahre alt. Mein Traum vom Schreiben war so stark in mir, dass ich mir mit 12 Jahren selbst das Tastaturschreiben beibrachte, um von meinen Eltern eine Schreibmaschine zu bekommen. Mit einem Ringbuch voller Übungen tippte ich Woche um Woche schwarze Buchstaben auf Papier, bis ich endlich stolze Besitzerin einer eigenen Schreimaschine war. Nie hätte ich gedacht, dass ich meinen Traum eines Tages tatsächlich verwirklichen würde. Nie hätte ich gedacht, dass mein beruflicher Weg mich meinem Kindheitstraum näher bringen würde.

Der Gedanke, ein Buch zu schreiben, besuchte mich 2020 aufs Neue. Noch wusste ich nicht, welches Thema mich ausreichend interessieren würde, um mich über Monate hinweg damit ausführlich zu beschäftigen. Immer wieder fühlte ich in mich hinein, durchdachte die verschiedensten Themen, doch keines vermochte es, mich zu den Tasten zurückzubringen.

Erst 2021 gewann ich die Überzeugung, dass das Thema, was mir im Augenblick am meisten unter den Nägeln brannte, das Thema war, welches mir in meiner Praxis am häufigsten begegnete: Depression. Wie viele Menschen sah ich kommen und wieder gehen und alle waren auf der Suche nach einer Behandlung für diese nagende und hoffnungverschlingende Erkrankung. Nach wie vor muss ich vielen Menschen eine Behandlung verwehren, weil ich schlicht keine Therapieplätze mehr habe. Es bricht mir das Herz zu sehen, wie verzweifelt diese Menschen meine Praxis verlassen.

Und obwohl es schon zahlreiche Bücher zum Thema Depression auf dem Markt gibt, ist mir bisher noch keines begegnet, welches Hilfestellung von einem Psychologischen Psychotherapeuten bietet und dabei das Gefühl vermitteln kann, an die Hand genommen zu werden.

Das ist nämlich genau das, was mir in der Psychotherapie am wichtigsten ist: Halt geben, Dasein, Nähe und Trost spenden, Hoffnung geben, mit Haut und Haar und meinen Gefühlen für einen Menschen dasein, der die Nähe eines anderen Menschen so dringend braucht. Dieses “Dasein” habe ich versucht in Worte zu fassen. Ich hoffe sehr, dass es mir gelungen ist.

Mit dieser Idee habe ich mich also ans Werk gemacht und ein erstes Manuskript verfasst. Eines, welches das Inhaltsverzeichnis und einige Leseproben umfasste. Um meinen Schreibstil zu verbessern, habe ich mir für die Überarbeitung des Manuskriptes die Hilfe einer lieben freischaffenden Lektorin gesucht. Ihre Rückmeldung hat mir nicht nur viel Mut, sondern auch das sichere Gefühl gegeben, auf dem richtigen Weg zu sein.

Also habe ich mich an dir Arbeit gemacht und Verlage recherchiert, die sich dafür interessieren könnten. Dabei hatte ich des öfteren ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Meine Meckertante konnte nur schwer davon ablassen, mir vorzujammern, wie unsäglich kränkend es sein würde, wenn ich haufenweise Absagen erhalten würde. Und jetzt verrate ich dir etwas über mich, was du vielleicht noch nicht weißt.

Ich habe eine ausgesprochen durchsetzungsfähige Stimme in mir, die vor Lebendigkeit, Neugierde und Mut nur so strotzt. Ich lasse mich NIEMALS von etwas abhalten, was mir wichtig ist! Niemals! Auch dann nicht, wenn sich mir vor lauter Angst die Nackenhaare aufstellen. Diese Stimme lässt nicht ab von mir, bis ich das tue, was mich meinen Träumen und Zielen näher bringt. Selbst Abenteuer, die ich so nie im Sinn hatte, nimmt diese Stimme dankend an. Meine Meckertante kann dagegen wirklich abstinken! Keine Chance!

Dank dieser inneren Stimme habe ich es tatsächlich geschafft, das Manuskript zu versenden. DAS war einer der bewegensten Momente im gesamten Prozess der Buchentstehung. Das Gefühl, etwas fertiggestellt zu haben, was zu einem großen Abenteuer werden könnte, hat mir sogar ein klein wenig Angst vor meiner eigenen Courage eingejagt. Aber der Stolz über meinen Mut und meine Hartnäckigkeit waren weit stärker.

Ich konnte kaum noch stillsitzen, bis die frohe Botschaft in mein Postfach wanderte: Der Trias-Verlag wollte mich und mein Buchprojekt haben! Von den anderen vier Verlagen haben ich nie etwas gehört. Und weißt du was? Das hat mich noch nicht einmal gekränkt. Weil ich weiß, dass die Verlage tagtäglich Unmengen an ungefragten Manuskripten erhalten. Vielmehr hatte ich großes Glück, dass mein Manuskript zur rechten Zeit, am rechten Ort bei einer Lektorin ankam, die diesem Projekt gerne eine Chance geben wollte.

Den gedruckten Autorenverlag schließlich unterschrieben in einen Briefumschlag zu stecken und ihn zur Post zu bringen, war ein weiterer Moment, den ich vermutlich nie mehr vergessen werde! In meinen Gedanken hab ich mir selbst zugeprostet und das, obwohl ich gar keinen Sekt mag. Die spritzigen Blubberbläschen hab ich auch gar nicht hinunterschlucken müssen, ich hatte sie sowieso in meinem Bauch, vor lauter Glück!

Tja, und dann ging es los,…mit nichts. Ja wirklich! Zwei Wochen gingen ins Land, in denen ich das Abgabedatum auf dem Vertrag anstarrte, gefolgt von einem leeren Word-Dokument. In vier Monaten sollte ich ein 200 Seiten starkes Manuskript abgeben. Und ganz nebenbei sollte meine Praxis weiterlaufen wie bisher. Ich kann mich noch genau erinnern, wie beängstigend es sich anfühlte, dass mir überhaupt nichts einfallen wollte. Ich starrte meinen Bildschirm an und fühlte mich blockiert. In meinem Bauch lagen Steine und mein Brustkorb war so eng, dass ich kaum noch Luft holen konnte. Nicht einmal das Inhaltsverzeichnis war mir noch eine Hilfe. Ich dachte wirklich, dass ich mich dieses Mal überfordert hätte. Zumindest wollte mir das meine Meckertante weismachen.

Doch nach diesen zwei Wochen hatte ich die Nase voll von Befürchtungen und Steinen im Magen! Ich fing einfach an zu tippen. Und zwar mit dem ersten Kapitel: die Zusammenfassung aller Fakten über die Erkrankung “Depression”. Das bedeutete jedoch zunächst sehr viel Recherchearbeit, denn ich wollte natürlich die neuesten Forschungsergebnisse aufzeigen und sämtliche Erklärungsmodelle in leicht verständliche Worte kleiden. Dabei war mir meine Praktikantin Julia Miller behilflich. Sie durchforstete sämtliche Sammelstellen medizinischer Forschung. Ich war ihr unglaublich dankbar, dass sie diese anstrengende Arbeit übernahm und mich tatkräftig auch bei der Überarbeitung der Texte unterstützte.

Die ersten beiden Kapitel waren die schwierigsten. Denn komplexe psychologische Modelle und Forschungsergebnisse so darzustellen, dass der Leser nicht gelangweilt das Buch zuklappt, war eine ziemliche Herausforderung. Diese Kapitel habe ich mehrmals sprachlich überarbeitet. Das war eine heiden Arbeit, kann ich dir sagen! Immer wieder war ich unzufrieden damit, denn ich wollte doch so gerne erreichen, dass sich Leser verstanden und abgeholt fühlen. Innerlich machte ich zehn Kreuze in den Kalender, als ich diese Kapitel offiziell für abgeschlossen erklärte.

Das ist übrigens eine weitere unglaublich wertvolle Fähigkeit meiner inneren Stimme: Selbst wenn meine Antreiberin einen Text am liebsten noch zehnmal durchgehen würde, erlaubt sie mir mit einem Augenzwinkern, es gut sein zu lassen. Mir ihrer Hilfe kann ich Dinge hinter mir lassen, sie für “gut genug” erklären und leichten Fußes weitergehen. Gott sei Dank, denn ich bin mir ziemlich sicher, hätte ich sie nicht in meiner inneren WG, dann würde ich heute noch an den ersten beiden Kapiteln sitzen…

Auch das Kapitel über die einzelnen Mitbewohner der inneren WG viel mir nicht einfach in den Schoß. Auch wenn ich schon lange mit diesem Konzept arbeite, fiel es mir doch schwerer als gedacht, es in Worte zu fassen und die gängigen psychologischen Modelle zu integrieren, auf die ich mich beziehe. Es brauchte viele Wanderungen durch den Schwarzwald und einige inspirierende Podcasts, bis auch dieses Kapitel stand. Übrigens: Ich kann Spaziergänge und sogar anstrengende Wanderungen nur wärmstens empfehlen, um auf neue, funkensprühende Gedanken zu kommen!

Die nächsten Kapitel tippte ich in wenigen Wochen und hatte dabei sehr viel Freude! Es machte Spaß, meine Finger über die Tastatur fliegen zu lassen und meine Gedanken niederzuschreiben. Zumindest, so lange sich meine Gedanken nicht überschlugen und meine Finger einfach nicht mehr hinterherkamen. Nachts lag ein Notizblock neben meinem Bett, um Gedanken, die mir vor dem Einschlafen noch durch den Kopf gingen, schnell noch zu Papier zu bringen, bevor sie vom herannahenden Schlaf verschlungen wurden. Und das war wirklich häufig der Fall! Drei Wochen vor dem Abgabetermin entschied ich dann gemeinsam mit meiner inneren Stimme, dass es nun “gut” sei.

Kennst du das Gefühl, wenn du schon so lange an einem Projekt arbeitest, dass du langsam gesättigt bist davon? Es fühlt sich immer mehr danach an, als müsstet du es nun endlich abschließen und als könntest du es beinahe nicht mehr über dich bringen, es nur auch noch einmal anzuschauen? So fühlte es sich für mich an, als ich erkannte, dass ich mein erstes Buchprojekt abschließen konnte.

War das eine Erleichterung als ich endlich den “Versenden”-Button klickte. Wahnsinn! 200 Seiten in knapp vier Monaten! Und nie fühlte ich mich damit wirklich überlastet. Es war vielmehr ein riesengroßes Abenteuer, das anstrengende Passagen bereit hielt, die mich herausforderten, aber nie über meine Kräfte hinausging. Ohne mich dabei schlecht zu fühlen, kann ich sagen: Ich bin wirklich stolz auf dieses Büchlein, meine Herzenswärme und meine Arbeit, die darin stecken.

Und nun warte ich auf die Lektoratsphase, in der ich den Text nach den Korrekturen noch einmal anpassen werde. Sobald das soweit ist, werde ich dich auch daran teilhaben lassen, sofern du möchtest.

Weißt du, was ich mir wünschen würde? Jetzt, da du weißt, wie ich mein Buch geschrieben habe: Ich würde mir wünschen, dass du deine eigene mutige und starke Stimme in dir entdeckst! Dass du sie näher kennenlernst und dich ihr anvertraust. Damit sie dich begleiten und unterstützen kann bei den Abenteuern, die du für dich auswählst. Das wünsche ich mir für dich! Sei mutig, sei lebendig und lebe deine Träume!

Ganz liebe Grüße,

Deine Sonja

Sonja UngerKommentieren